Mundarten und Dialekte

Nach der Vertreibung der Deutschen ab 1945 verschwand die deutsche Sprache mitsamt ihren Mundarten aus dem öffentlichen Leben; sie wurde nur in der älteren Generation bewahrt. Mit dem Projekt mundArt hat die Landesversammlung der deutschen Vereine in der Tschechischen Republik e.V. (LV) ein exemplarisches Archiv für die verschiedenen Mundarten und Dialekte der Angehörigen der deutschen Minderheit angelegt.

 

In Form einer Dokumentarfilmreihe geben die kurzen Video- und Audioaufnahmen nicht nur die Bandbreite der Dialekte wieder, sie dokumentieren auch die Lebensgeschichten der Befragten.

Den Projektinitiatoren waren vor allem die Rolle der Mundarten im Alltag, der Einfluss der Sprache auf die Identitätsbildung und Heimatvorstellungen sowie die Weitergabe der Dialekte an die jüngere Generation wichtig.

 

Sprachwissenschaftler unterscheiden fünf deutsche Dialektgruppen in Tschechien: Ostmitteldeutsch im Norden, Ostfränkisch im Nordwesten, Mittelbairisch im Süden, Nordbairisch im Westen sowie das sogenannte Schönhengster Ostfränkisch auf der nördlichen Böhmisch-Mährischen Höhe.

 

 

Schulen in Tschechien

Zweisprachig

 

Eine wichtige Funktion bei der Wiederbelebung der deutschen Sprache haben die deutsch-tschechischen Bildungseinrichtungen, die von der Landesversammlung gefördert werden, wie die Grundschule der deutsch-tschechischen Verständigung und das zweisprachige Thomas-Mann-Gymnasium in Prag/Praha.

 

Auch existiert mit der Deutschen Schule Prag (DSP) eine mit dem Prädikat „Exzellente Deutsche Auslandsschule“ ausgezeichnete Institution. Sie ging nach der Wende als erste deutsche Auslandsschule in Tschechien aus der ehemaligen Botschaftsschule der DDR hervor. Mit 26 Schülern der ersten bis sechsten Klasse nahm sie 1990 den Schulbetrieb auf. Ab der 6. Klasse werden deutsche und tschechische Schüler gemeinsam unterrichtet. In der Oberstufe haben sie die Wahl zwischen einem deutschen Abitur und der tschechischen Matura.

 

Die Deutsche Schule Prag feierte am 25. September 2015 ihr 25. Jubiläum.
© Deutsche Schule Prag, 2016

Die Deutsche Schule Prag feierte am 25. September 2015 ihr 25. Jubiläum.
© Deutsche Schule Prag, 2016

Ein Planspiel

„Frau Deutschmannová, wie konnte denn das passieren?!“

 

Das Planspiel „Frau Deutschmannová, wie konnte denn das passieren?!“ ist von der Firma CIVIC im Auftrag der Landesversammlung entwickelt worden, um Angehörige der deutschen Minderheit in ihrer Interessenswahrnehmung zu schulen. Ziel des Simulationsspiels, das seit 2013 wiederholt in den Räumen der Landesvertretung veranstaltet wird, ist es, in fiktiven Rollen die Belange der Minderheit zu formulieren und argumentativ zu vertreten.

 

Unter dem Motto „Den Minderheiten eine Stimme geben“ werden drei zentrale gesellschaftliche Aspekte verhandelt: die Brückenfunktion der jungen Generation, das Leben in der tschechischen Mehrheitsgesellschaft und die Vermittlung von Deutsch als Muttersprache innerhalb der Minderheit.

Die Teilnehmenden schlüpfen in die Rollen von Medienvertretern, Beamten, Anwälten, Richtern, Politikern und Vertretern der Mehr- oder Minderheitsgesellschaft.
© LV, 2014

Die Teilnehmenden schlüpfen in die Rollen von Medienvertretern, Beamten, Anwälten, Richtern, Politikern und Vertretern der Mehr- oder Minderheitsgesellschaft.
© LV, 2014