Erinnerung an Deportation und Unterdrückung

Die politische Dimension von ethnischer Identität wird deutlich, wenn es um Ausweisung, Deportation, Enteignung oder Vertreibung geht. „Das stärkste Gefühl der Zugehörigkeit entstand während der Deportation“, so erinnert sich eine Deutsche aus Georgien. Die Deportation der Deutschen in Lager und die zwangsweise Eingliederung in die Arbeitsarmee (russisch: Trudarmija) innerhalb der Sowjetunion ab 1941 sind prägende Momente der familiären Erinnerung der Russlanddeutschen. Nach 1945 gab es auch in anderen Ostblock-Ländern Zwangsarbeitslager für die deutschstämmige Bevölkerung sowie Deportationen in die Sowjetunion. Diese kollektiven Schicksale werden gerade erst aufgearbeitet.

 

Die nach 1945 in den Siedlungsgebieten noch verbliebenen Deutschen wurden ihrer kulturellen und nationalen Identität durch Assimilierungsdruck und Sprachverbot weitgehend beraubt. Deutschsprachige Inschriften auf Gebäuden, Friedhöfen oder Denkmälern wurden unkenntlich gemacht; deutsche Familiennamen wurden geändert. Deutsch konnte nur im Geheimen oder in der Familie gesprochen werden.

 

Flucht und Vertreibung hat auch die Heimatverbliebenen stark geprägt. Sie haben dazu geführt, dass sie von ihren Familien auf der anderen Seite des Eisernen Vorhangs getrennt waren.

 

Die Erinnerung an Flucht und Vertreibung der Deutschen nach 1945 konnte in vielen Ländern des ehemaligen Ostblocks erst seit den 1990er Jahren gepflegt werden. In Ungarn wird z.B. seit 2012 am 19. Januar der Vertreibung der deutschsprachigen Bevölkerung zwischen 1946 und 1948 gedacht.

 

 

Diesen Folder können Sie hier auch als PDF herunterladen