Das Kulturfestival in Breslau

Alle drei Jahre

 

Zu den größten kulturellen Ereignissen der deutschen Minderheit in Polen gehört das Kulturfestival, das seit 2003 alle drei Jahre in der Jahrhunderthalle in Breslau/Wrocław organisiert und von etwa 7.000 Menschen besucht wird. Auf der Hauptbühne präsentieren sich Tanz- und Musikgruppen, Chöre, Orchester der deutschen Volksgruppe und Schlagerstars aus Deutschland. Initiativen, Freundschaftskreise und Vereine präsentieren sich mit Ständen. Literarische Wettbewerbe, Workshops und Debatten ergänzen das reiche Veranstaltungsprogramm. Das Festival dient ebenso der Verständigung mit der polnischen Mehrheitsgesellschaft und der Festigung des deutschpolnischen Austausches. 2015 hatten die Außenminister beider Länder die Schirmherrschaft übernommen.

 

Bunte Bildungs-und Jugendarbeit

Da geht noch was

 

Die deutsche Sprache kann in polnischen Schulen und Kindergärten als Fremdsprache und als Sprache einer nationalen Minderheit unterrichtet werden. Derzeit wird der Unterricht im Fach Deutsch als Minderheitensprache landesweit fast 52.000 Kindern angeboten. Leider sind durch das polnische Schulsystem nur drei zusätzliche Unterrichtsstunden pro Woche möglich. Die deutsche Minderheit versucht das auch durch Gründung von Bildungseinrichtungen in eigener Trägerschaft zu verbessern.

Im Jahr 2017 befinden sich in Oberschlesien vier solcher Vereinsschulen mit Kindergärten.

 

An zehn Samstagen im Frühjahr und Herbst kommen Kinder im Alter von sechs bis elf Jahren in den Begegnungsstätten der Deutschen Freundschaftskreise zu sogenannten Samstagskursen zusammen, um zu basteln, zu singen oder zu tanzen. Beim spielerischen Umgang mit der deutschen Sprache lernen die Kinder etwas über Kultur, Geschichte und Tradition ihrer Heimat. Gleichzeitig dienen die Deutschen Freundschaftskreise als Treffpunkt für Familien. Das landesweite Programm, so wie auch das Netz von Jugendbox für Jugendliche ab zwölf Jahren, wird vom Verband der deutschen sozial-kulturellen Gesellschaften in Polen (VdG) koordiniert.

 

Ebenfalls für Kinder der Altersgruppe bis elf Jahren wurde das pädagogische Format der Kinderspielstadt in Raschau/Raszowa eingerichtet. Bei dieser Ferienaktivität bauen und planen die Kinder die Infrastruktur einer Stadt nach. Das Konzept wurde vom Bildungsverein Pro Liberis Silesiae, der drei Vereinsschulen führt, entwickelt und soll die Idee von aktiven und mündigen Bürgern vermitteln, die ihr Gemeinwesen gestalten. Neben Deutsch lernen die Kinder so demokratisches Handeln.

 

Seit 2013 wird für die Jugend der deutschen Volksgruppe in Ermland und Masuren eine Sommerolympiade ausgerichtet. Neben sportlichen Wettkämpfen in Beach-Volleyball und Fußball messen sich die Jugendlichen im Wissensquiz und in Stadtspielen zur Region Ostpreußen.

In den Samstagsschulen des VdG wird vorgelesen.
© VdG, 2016

In den Samstagsschulen des VdG wird vorgelesen.
© VdG, 2016

Die Miro Deutschen Fußballschulen

Bei Anpfiff Deutsch

 

Die Idee zur Gründung der Miro Deutschen Fußballschule entstand in Chronstau/Chrząstowice nach der Fußballweltmeisterschaft 2015. Die Region identifiziert sich stark mit der deutschen Minderheit und der deutschen Sprache. Die Schule steht unter der Schirmherrschaft des in Oppeln geborenen Fußballweltmeisters Miroslav Klose und wird von der Sozial-kulturellen Gesellschaft der Deutschen im Oppelner Schlesien (SKGD) koordiniert.

 

Die Kinder erlangen unter Aufsicht professioneller Trainer nicht nur sportliche Fertigkeiten, sondern lernen beim Sport auch die deutsche Sprache. Das Training beinhaltet auch einen Sprachteil, der sich auf deutsche Lehrmaterialien stützt, die das Goethe-Institut Krakau/Kraków bereitstellt. Zurzeit gibt es elf Filialen der Fußballschule.

Die Eröffnung der Miro Deutsche Fußballschule in Himmelwitz/Jemielnica im Jahr 2015
© SKGD Oppeln, 2015

Die Eröffnung der Miro Deutsche Fußballschule in Himmelwitz/Jemielnica im Jahr 2015
© SKGD Oppeln, 2015

Das Oberschlesische Eichendorff-Kultur-und Begegnungszentrum

Kein Dichter noch ließ seine Heimat los

 

Das Oberschlesische Eichendorff-Kultur- und Begegnungszentrum, das am 12. Juli 2000 eingeweiht wurde, befindet sich in Lubowitz/Łubowice. Das früher als Verein, heute als Stiftung etablierte Zentrum betreut die Schlossruine, den alten Friedhof, den Lubowitzer Schlosspark sowie die Grabstätte des Dichters Joseph von Eichendorff und seiner Ehefrau in Neisse/Nysa.

 

Die Stiftung bemüht sich um die Pflege der Eichendorffschen Poesie sowie um die Sammlung von Dokumenten und Andenken, die mit Eichendorff in Verbindung stehen. Die Restaurierung des 1945 zerstörten Schlosses gehört ebenso zu den Zielen der Stiftung wie Beiträge zur Pflege der deutschen und oberschlesischen Kultur und der Traditionen Schlesiens. Das Areal um die Schlossruine konnte durch ehrenamtliches Engagement in einen ansehnlichen Zustand versetzt werden. Das Zentrum befasst sich auch mit wissenschaftlichen Tätigkeiten und Publikationen, die dem Kulturerbe Schlesiens gewidmet sind.

Der Geburtsort von Joseph Freiherr von Eichendorff.
Das Schloss in Lubowitz/Łubowice ist heute eine Ruine.
© Bernard Gaida, 2016

Der Geburtsort von Joseph Freiherr von Eichendorff.
Das Schloss in Lubowitz/Łubowice ist heute eine Ruine.
© Bernard Gaida, 2016

Politische Vertretung

Wir stimmen ab

 

Die deutsche Volksgruppe in Polen hat gegenwärtig einen Vertreter im polnischen Parlament (Sejm) wie auch mehrere Repräsentanten auf Kreis- und Gemeindeebene. Die größte Organisation der deutschen Minderheit im Oppelner Schlesien hat einen Vizemarschall, zwei Landräte, zwei Vizelandräte, sieben Sejmik-Abgeordnete, 26 Bürgermeister, 45 Kreisräte und stellt 260 Gemeinderäte aus ihren Reihen.

Für den Zeitraum der Wahlen bildet sie ein Wahlkomitee der Wähler Deutsche Minderheit.

Als politische Organisation einer nationalen Minderheit ist das Wahlkommitee von der fünf-Prozent Hürde auf der Landesebene befreit und seit 1991 durchgängig im Sejm vertreten. (Alle Daten aus dem Jahr 2017) In den Gemeinden mit mindestens 20 Prozent deutscher Bevölkerung darf Deutsch die zweite Amtssprache sein und zweisprachige Ortsschilder dürfen verwendet werden.

Kandidaten der deutschen Minderheit bei den Parlamentswahlen
© Bernard Gaida, 2015

Kandidaten der deutschen Minderheit bei den Parlamentswahlen
© Bernard Gaida, 2015

Kommunikation und Tagungen

Wissen teilen

 

Mit dem Kultur- und Begegnungsfest der Masurischen Gesellschaft reflektiert die deutsche Minderheit auch auf wissenschaftlicher Ebene das kulturelle Erbe der Deutschen in Polen. Unter Schwerpunktthemen wie „Die Reformation und ihre Menschen“ referieren Historiker, Soziologen und Experten für ethnische Minderheiten ihre Forschungsarbeiten zur masurischen Geschichte und dem deutschen Leben im ehemaligen Ostpreußen.

 

Das Schlesienseminar wird vom Haus der Deutsch-Polnischen Zusammenarbeit durchgeführt und behandelt seit über 20 Jahren Themen, die den deutsch-polnischen Dialog fördern und der Kommunikation zwischen polnischer Mehrheit und deutscher Minderheit dienen.

 

Im Jahr 2016 diskutierten die Teilnehmer z.B. über das Thema „Migration aus der Perspektive schlesischer, deutsch-polnischer und europäischer Erfahrungen”. Das Haus der Deutsch-Polnischen Zusammenarbeit wurde 1998 von Bundespräsident Roman Herzog und Staatspräsident Aleksander Kwaśniewski eröffnet.

Das Schlesienseminar 2016 fand in Groß Stein/Kamień Śląski statt.
Wissenschaftler aus Polen und Deutschland erörterten die Themen Migration und Migrationsgeschichte.
© VdG, 2016

Das Schlesienseminar 2016 fand in Groß Stein/Kamień Śląski statt.
Wissenschaftler aus Polen und Deutschland erörterten die Themen Migration und Migrationsgeschichte.
© VdG, 2016

Zweisprachige Ortsnamen

Zwei Namen, ein Ort

 

Seit 2005 können sich Ortschaften mit mindestens 20 Prozent deutschstämmiger Bevölkerung entsprechend dem Minderheitenrecht zweisprachige Ortschilder geben. Da die Namensgebungen einen hohen politisch-symbolischen Wert haben, lösen sie auch Diskussionen und Anfeindungen aus. Besonders am Anfang wurden die Ortschilder oft übermalt und zerstört.

 

Es passiert auch, dass ihre Errichtung bereits auf administrativer Ebene blockiert werden, denn die Schilder dürfen erst aufgestellt werden, wenn die deutschen Ortsbezeichnungen gemäß einer Verordnung offiziell genehmigt wurden. Dafür muss der Gemeinderat der Einführung der deutschen Bezeichnungen zustimmen und es müssen Genehmigungen des Woiwoden sowie des polnischen Innenministeriums vorliegen.

Die ersten Schilder bekamen 2008 die Gemeinden Radlau/Radłów, Czissek/Cisek, Leschnitz/Leśnica und das Dorf Lubowitz/Łubowice in der Gemeinde Rudnick/Rudnik.

Einweihung des Ortsschilds in Guttentag/Dobrodzień.
© Bernard Gaida, 2009

Einweihung des Ortsschilds in Guttentag/Dobrodzień.
© Bernard Gaida, 2009