Die Universität Tartu

Wissen schafft Verständigung

 

Die Universität Dorpat/Tartu wurde 1632 als Academia Gustaviana vom schwedischen König Gustav Adolf gegründet. Nachdem die Universität seit 1710 für fast 100 Jahre geschlossen war, wurde sie 1802 als einzige deutschsprachige und lutherische Universität des Zarenreiches wiedereröffnet und avancierte rasch zum Heidelberg des Ostens.

 

Nach 1893 erlebte die Universität zahlreiche Sprachwechsel: Zunächst löste Russisch das Deutsche ab, 1918 war erneut Deutsch und seit 1919 ist Estnisch die Unterrichtssprache.

 

Heute wird hier die deutsche Kulturtradition nicht zuletzt durch den Fachbereich Germanistik gepflegt.

Um die deutsche Sprache zu fördern und die Verflechtungen der deutschen und estnischen Kultur aufzuarbeiten, gibt es Studiengänge und Austauschprogramme sowie eine rege wissenschaftliche Forschung.

So fand 2016 die Tagung Baltische Bildungsgeschichte(n), gefördert von der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien in Dorpat/Tartu statt. Seit 1997 wird jährlich eine deutsch-estnische Wissenschaftswoche, die Academica, veranstaltet.

Das Hauptgebäude der Universität Tartu
© Wikipedia, 2012

Das Hauptgebäude der Universität Tartu
© Wikipedia, 2012

Deutscher Frühling

Seit 2010 wird die Vielfalt deutsch-estnischer Beziehungen in den Bereichen Politik, Gesellschaft, Wirtschaft, Bildung und Kultur im Rahmen der Veranstaltungsreihe Deutscher Frühling präsentiert.

Ziel ist die Präsentation Deutschlands als interessantes, kreatives, modernes und vielseitiges Land.

Die deutsch-estnischen Beziehungen sind beispielhaft für ein gemeinschaftliches, zukunftsorientiertes Europa. „Wir gemeinsam in Europa – das ist ein Kernelement der Freundschaft zwischen Esten und Deutschen“, so sieht es Christoph Eichhorn, der deutsche Botschafter in Tallin.

 

Mit der Werbung für die deutsche Sprache über Debattierwettbewerbe oder deutsche Filmfestivals, Schülerprojekte und Lesungen wird ein überwiegend junges Publikum angesprochen. Des Weiteren finden Vorträge über aktuelle politische und gesellschaftliche Themen statt. Konzerte, Ausstellungen und Theatervorführungen runden die Veranstaltungsreihe ab.

Zudem zeichnet die Deutsch-Baltische Handelskammer jährlich estnische Unternehmen im Bereich Wirtschaft und Wissenschaft aus.

In den vergangenen Jahren waren Baden-Württemberg, Bayern, Schleswig-Holstein und Hessen als deutsche Partnerländer beim Deutschen Frühling in Estland vertreten.

Die Veranstaltung wurde koordiniert von der Deutschen Botschaft Tallinn, dem Goethe-Institut Tallinn und dem Land Baden-Württemberg.
© Julia Barsukova, 2013

Die Veranstaltung wurde koordiniert von der Deutschen Botschaft Tallinn, dem Goethe-Institut Tallinn und dem Land Baden-Württemberg.
© Julia Barsukova, 2013

Das Deutsche Kulturinstitut Tartu

Worte und Dinge

 

Das 1992 gegründete Deutsche Kulturinstitut Tartu (DKI) feiert im November 2017 seinen 25. Geburtstag. Hauptanliegen des DKI ist es, über Sprachkurse und Seminare für Deutschlehrer die Verbreitung der deutschen Sprache zu fördern.

2012 startete das Projekt „Deutsch in meinem Leben“, bei dem Beiträge gesammelt wurden, welche die persönliche Verbindungen zur deutschen Sprache sowie zu Land und Leuten thematisieren.

Aufgenommen wurden nicht nur Textbeiträge, sondern auch Objekte und Gegenstände, welche die veränderte Perspektive auf die Deutschbalten veranschaulichen.

 

Die anschließende Ausstellung Worte und Gegenstände als Brücke zum Deutschtum dokumentiert die Schicksale von 13 Menschen und zeichnet zugleich die Geschichte der Deutschen in Estland in den letzten 90 Jahren nach. Malle Ploovits, Leiterin des DKI, steuerte beispielsweise eine kleine, von der Großmutter selbst genähte Trikolore bei, die ihre Familie 1940 bei der Flucht nach Deutschland und 1945 bei der Rückkehr nach Estland begleitete. Während der Zeit des Sozialismus blieb sie versteckt, Frau Ploovits bewahrt sie seitdem als Symbol ihrer Identität auf.

Ausstellungsplakat: Zu sehen sind Vladimir Leiman, Vorsitzender des Vereins der Deutschen in Tartu und Vorstandsmitglied des DKI. Er ist der Sohn eines Wolgadeutschen, seine Familiengeschichte stellt die Verbindung zum ... mehr

Ausstellungsplakat: Zu sehen sind Vladimir Leiman, Vorsitzender des Vereins der Deutschen in Tartu und Vorstandsmitglied des DKI. Er ist der Sohn eines Wolgadeutschen, seine Familiengeschichte stellt die Verbindung zum Deutschen dar. Und Elina Adamson, ihr zentrales Thema ist die Sprache an sich, „die den alltäglichen Blick erweitert“.
Deutsch, Estnisch und andere Sprachen begegnen sich auf einer Ebene.
© Julia Barsukova, 2016